Zavarius Entfernungsmesser nützlich für Bogenschützen?

Auf eine Pressemeldung von Pearl wurde ich hellhörig.

Ein Entfernungsmesser der mit folgenden Worten beworben wurde:

Das Geraet ist auch sehr interessant für Sportler wie Bogenschuetzen und Golfer.

Das muss ich als Bogenschütze natürlich testen. Und so bekam ich auch ein Gerät für einen Test gestellt.

Zavarius Laser-Entfernungs- und Geschwindigkeitsmesser, 6x21

Aber erstmal vorweg: je nach Disziplin sind Entfernungsmesser nicht erlaubt. Jedenfalls nicht auf Turnieren.
Aber zum Training oder zum Aufstellen kann so ein Gerät sehr nützlich sein.

ABER: es ist alles nicht so einfach.

Es ist nicht einfach, weil es verschiedene Disziplinen im Bogensport gibt. Und weil die Entfernungen bis zu 90m betragen.
Gerade der letzte Punkt erscheint im ersten Moment nicht als schlimm, ist es aber.
Denn die üblichen Entfernungsmesser die man findet schaffen vielleicht gerade mal 25m. Das ist für den Hausgebrauch auch völlig ausreichend. Nur sehr wenige haben so große Zimmer. Aber für das Bogenschießen ist dies einfach viel zu kurz. Hier punktet der Zavarius Laser-Entfernungsmesser zum ersten Mal.
Der Einfachheitshalber möchte ich diese Disziplinen mal auf zwei Gruppen vereinfachen: Scheibenschützen, mit Zielen in bekannten Entfernungen. Und Intuitivschützen mit Zielen auf unbekannte Entfernungen.
Und beide Gruppen haben unterschiedliche Anforderungen auf die ich hier kurz eingehen will, und in wie weit das Zavarius Entfernungsmesser hier im Test nützlich war.

Ziele auf unbekannter Distanz

In diesem Bereich gibt es Ziele, bei denen der Schütze nicht weiß wie weit diese weg stehen. Oft wird dieser Bereich Feld/3D/Intuitivschützen genannt.
Turniere finden gerne in Wäldern statt, also der Jagd nachgestellt. Auch mit Zielen die Tieren nachgebildet sind. (Daher das 3D).

Und auf solchen Turnieren sind Entfernungsmesser verboten!

entfernung1
Foto durch den Entfernungsmesser. 50m gut anvisiert.

Früher als man noch mit Pfeil und Bogen jagen musste um zu überleben gab es ja auch kein Entfernungsmesser. Also muss der Schütze intuitiv die Entfernung schätzen und entsprechend schießen. Die Umgebung kann einem da gerne irritieren. Hügel, Kuhlen und Lichtwechsel spielen einem da schon gerne einen Streich.

Um so wichtiger ist natürlich das Training. Hier muss natürlich nicht nur die Technik des Bogenschießens trainiert werden, sondern auch das Gehirn. Um Entfernungen richtig einzuschätzen. Egal was die Umgebung tut um einen zu irritieren.
Und hier hilft ein Entfernungsmesser. Denn der lässt sich nicht bestechen. Dem sind Hügel und Kuhlen egal. Solange das Ziel sichtbar ist.

Foto durch das Entfernungsmesser
Foto durch den Entfernungsmesser

Hier kommt es auch nicht auf einen einzelnen Meter an. Wichtig sind zu wissen sind es nun 40 oder 50m. Oder gar 55m. So kann man das Gehirn trainieren um die Umgebung besser einschätzen zu können. Und natürlich besser zu treffen. In dem man eben nicht unbewusst zu tief oder zu hoch schießt.

In meinem Test war dies sehr interessant. Ich habe mich auf Anhieb doch etliche Male verschätzt. Das Gerät war aber unbestechlich.
Um einen Trainingseffekt zu haben muss man das natürlich länger nutzen. Und auf verschiedenen Parcours. Um eben das Training und die Genauigkeit verbessern zu können. Es bringt ja nichts wenn man weiß das das Ziel was man immer beschießt eine bestimmte Entfernung hat. Wenn man dies nicht auf die verschiedenen anderen Zielen vergleicht.

Ziele auf bekannter Distanz

Wie soll ein Entfernungsmesser helfen, wenn man eh schon weiß wie weit das Ziel weg ist. Und man hier in dieser Disziplin sogar ein Visier hat was man entsprechend einstellen kann?
Für das Training hilft hier natürlich kein Entfernungsmesser.

Der Zavarius Entfernungsmesser bei einer Landesmeisterschaft FITA/WA

Aber diese Scheiben müssen aufgebaut werden. Bei den meisten Vereinen wenigstens wenn der Außenbetrieb wieder los geht. Oder vor Turnieren.

Ich hatte die Chance hier bei dem Aufbau zu einer Landesmeisterschaft den Zavarius Entfernungsmesser zu testen. Hier wurden bei uns etliche Scheiben auf mehreren Distanzen aufgebaut. Und die stehen natürlich auf genau festgelegten Distanzen.
Da wird mit einem langen Maßband (wir reden hier von 70m bei dieser Meisterschaft!) die Scheiben ausgemessen. Je größer die Meisterschaft ist, desto strenger werden die Regeln auch ausgelegt. Und es gibt Kampfrichter, die notfalls die Entfernung pro Scheibe nachmessen lassen können.
Hier gibt es natürlich auch gewisse genehmigte Differenzen.

Und kann hier der Entfernungsmesser nun helfen?  Bedingt.
Ich habe zu dem Maßband eine Abweichung von ~2m auf 70m festgestellt. Bei Maßbändern bestimmter Genauigkeitsklassen gibt es festgelegte Abweichungen. Diese liegen meist unter einem Millimeter pro Meter! Bei 70m also nicht mal ein Meter Abweichung.
Klingt erst einmal nicht gut. Aber misst man wirklich genau von dem Punkt von der mit dem Maßband gemessen wurde? Ziele ich in einer geraden Linie? Und, wie in unserem Fall, ist das Ziel gerade stehen, oder leicht nach hinten geneigt?
Also wenn ich z.B. nicht exakt den gleichen Startpunkt für die Messung habe ist hier natürlich schon der erste Fehler. Und bei nach hinten geneigten Zielen kann der Messendpunkt in Augenhöhe auch hinter dem auf dem Boden liegen. Das müsste man einberechnen.
Es bleibt: für kleinere Turniere eine leichte Möglichkeit die Scheiben aufzustellen. Denn das Messen mit Maßband dauert doch länger als mal kurz einen Knopf gedrückt. Bei größeren Turnieren kann man so eine Referenzscheibe mit Maßband vermessen und die anderen noch einmal mit dem Entfernungsmesser kontrollieren. Nicht das man da schief aufbaut.

Also ist so ein Entfernungsmesser für Vereine die Turniere ausrichten sehr nützlich.

Und sonst?

Das Gerät kann auch noch die Geschwindigkeit messen. Aber das ist natürlich eine Funktion die im Bogensport nicht zu gebrauchen ist. Den Pfeil „einzufangen“ ist ein Ding der Unmöglichkeit. Man kann natürlich noch die Leute auf dem Weg zum Platz messen… 😉

Auf den kompletten Funktionsumfang, und die genaue Bedienung will ich hier mal nicht eingehen. Der Text ist schon lang genug. Aber es ist einfach. Einschalten. Zielen. Knopf drücken. Ergebnis ablesen.

Die 6x fache Vergrößerung hilft natürlich beim Zielen.

Fazit

Ich war anfangs skeptisch. Gerade auch über die Genauigkeit. Und ob das Gerät wirklich soo nützlich ist. Im Feldbereich habe ich zwar oft schon von gehört. Aber die Entfernungsmesser werden einfach sehr selten im Training genutzt. Zu unrecht, wie ich feststellen musste.
Und auch für den Verein ist das Gerät nützlich.

Für den einzelnen FITA1 -Schützen (also mit Zielen auf fester Distanz) ist der Zavarius Entfernungsmesser aber eher nicht zu gebrauchen. Gut das ich im Feldbereich schieße, und so

Wer Interesse an dem Gerät hat der wird bei Pearl fündig: Zavarius Laser-Entfernungsmesser. Für 129€ natürlich keine Kleinigkeit, aber je nach Schütze oder Verein eine gute Investition.

Noch einmal vielen Dank an Pearl das ich dieses Gerät für kurze Zeit zum Testen haben durfte.

 

 

  1. Ja, ich weiß. Mittlerweile muss es „WA“ heißen. Ist bei mir aber noch so drin
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